Jakob Gapp

Priester. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1897    † 1943

 

Lebenslauf

Jakob Gapp wurde am 26.7.1897 als jüngstes von 7 Kindern einer Fabrikarbeiterfamilie in Wattens geboren. Er besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Hall in Tirol. Gerade mal 18-jährig meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Im Jahre 1918 geriet er in italienische Kriegsgefangenschaft.

Kurzfristig beschrieb sich Jakob Gapp nach Überlieferung von Zeitzeugen nach den Erfahrungen im Krieg als Atheist. Allerdings fand er schnell wieder zum Glauben zurück und trat relativ zeitnah zum Ende seiner Kriegsgefangenschaft im Jahre 1920 auf dem Greisinghof in Tragwein bei Linz in das Noviziat der Marinisten ein. Zunächst betätigte er sich als Erzieher, um schließlich an der Schweizer Universität Fribourg Philosophie und Theologie zu studieren. In Fribourg folgte im Jahre 1930 auch seine Priesterweihe.

Acht Jahre lang wirkte er intensiv in Schule und Seelsorge, hauptsächlich in Lanzenkirchen (Niederösterreich) und Graz. Er lernte in Graz die soziale Not konkret kennen und bemühte sich nach Kräften, den „Ausgesteuerten“ zu helfen und auch bei den Schülern soziale Verantwortung zu wecken. Seine Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Ideologie führte dazu, dass er den Nationalsozialismus entschieden ablehnte und als unvereinbar mit dem christlichen Glauben einstufte.

Entzug der Erlaubnis zum Religionsunterricht, Flucht ins Ausland, Predigten gegen den Nationalsozialismus,

Im September 1938 kehrte Jakob Gapp als Kooperator und Katechet nach Breitenwang in Tirol zurück. Er arbeitete in der Volks- und Hauptschule als Religionslehrer. Wenig später, Anfang November 1938, entzog ihm die NS-Schulbehörde die Erlaubnis zum Religionsunterricht. Da er das Gebot der Nächstenliebe nicht engstirnig beschrieb, wurde ihm dies als Kritik am System ausgelegt, woraufhin sich die Gestapo einschaltete. Pater Gapp entschied, ins Ausland zu fliehen, nachdem er in Wattens noch eine deutliche Predigt gehalten hatte.

Er hielt sich kurz im Stammhaus der Marianisten in Bordeaux in Frankreich auf. Danach war er ab Mai 1939 an mehreren spanischen Ordensschulen tätig. Er blieb dabei, in seinen Predigten den Nationalsozialismus zu attackieren und verteilte auch Broschüren mit englischen Rundfunknachrichten über die Kriegsereignisse.

Gestapo-Agenten erschleichen sich sein Vertrauen, Grenzübertritt nach Frankreich, Verhaftung, Todesurteil

Pater Gapps Predigten fanden auch in Berlin Aufmerksamkeit. 1942 tarnten sich Gestapo-Agenten als verfolgte Juden und erschloßen sich das Vertrauen des Ordensmannes. Es gelang ihnen, Jakob Gapp zu einem Grenzübertritt ins deutsch besetzte Frankreich zu überreden. Dort folgte schließlich seine Verhaftung und die Überstellung ins Gefängnis nach Berlin-Plötzensee.

Jakob Gapp war neun Monate in Haft, wobei ihm jegliche Kommunikation verunmöglicht wurde.
Am 2. Juli 1943 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode.

Nachricht an seine Eltern am Tag seiner Hinrichtung

Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb Jakob Gapp an seine Eltern:

“Heute wird das Urteil vollstreckt. Um 7 Uhr abends gehe ich zum lieben Heiland, den ich immer innig geliebt habe. … Ich werde im Himmel aller gedenken. … Alles geht vorüber, nur der Himmel nicht! Wir kommen wieder zusammen. Dann gibt es keine Trennung mehr!“

Hinrichtung, Übergabe des Leichnams an das anatomische Institut

Jakob Gapp wurde am 13. August 1943 hingerichtet. Sein Leichnam wurde dem anatomischen Institut übergeben. Der Chef des Reichssicherheitsdienstes, der SS-Mann Johann Rattenhuber, wollte die Bestattung verhindern, denn - so die Auffassung von Rattenhuber - “unter der konfessionell gebundenen Bevölkerung würde Gapp als Märtyrer seines Glaubens gelten”.

Straßenbenennung

In Reutte in Tirol ist eine kleine Straße im Neubaugebiet nach ihm benannt.

Würdigung

Seit 1996 gibt es den „Pater-Jakob-Gapp-Kreuzweg“ zwischen den Gemeinden Wattens und Wattenberg. Weitere Gedenkorte in Wattens sind die Büste und Gedenktafel in der Laurentiuskirche und die Gedenktafel an seinem Geburtshaus. Das Haus der Jugend, das der Pfarre Wattens gehört, wurde in „Jakob-Gapp-Jugendhaus“ umbenannt. In Hall im Franziskanergymnasium erinnert eine Gedenktafel an den Seligen. Das Theaterstück "Kreuz und Quer" beschäftig sich mit Leben, Sterben und dem Umgang mit der Erinnerung an Jakob Gapp in Wattens .

Es findet jährlich am 25. Juli eine Gedenkwallfahrt von Wattens auf den Umlberg (Gemeinde Terfens) statt.

Jakob-Gapp-Preis

Der 1996 ins Leben gerufene Jakob-Gapp-Preis wird regelmäßig vergeben und ist eine kirchliche Auszeichnung für Betriebe in Tirol ab fünf Mitarbeitern. Verliehen wird er an Firmen, die sich nachhaltig um ein gutes Betriebsklima bemühen und deren Leitung soziale Verantwortung wahrnimmt. Die Bewertungskriterien orientieren sich an den Grundsätzen der Katholischen Soziallehre.

Gedenkstätte in der Pfarrkirche in Wattens

In der Pfarrkirche in Wattens ist Jakob Gapp eine Gedenkstätte errichtet, das Jugend- und Gemeindehaus mit öffentlicher Bibliothek neben der Kirche trägt seinen Namen.

Gedenkstein auf dem Greisinghof in Tragwein bei Linz

Gedenktafel in Wattens

Gedenktafel auf der Gruppe 40

Sein Name befindet sich auf einer Gedenktafel, die am 27.10.2015 feierlich auf der Gruppe 40 enthüllt worden ist.

Seligsprechung

Jakob Gapp wurde am 24. November 1996 von Johannes Paul II. selig gesprochen. Johannes Paul II. wies im Rahmen der Seligsprechung auf die bis heute wichtige Vorbildfunktion des Seligen hin:
„Pater Jakob Gapp wird uns ein bleibendes Vorbild für das unerschrockene Zeugnis der Wahrheit sein. Sein Leben hat etwas von Johannes dem Täufer, der unerschrocken zum Tyrannen sagte: ‚Es ist dir nicht erlaubt‘ und dafür in den Tod ging.“

Reliquien

Reliquien des Seligen befinden sich in der Kapelle des Hauses der Begegnung in Innsbruck und mit 2002 auch im Altartisch der neuen Pfarrkirche Telfs-Schlichtling.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Wikipedia: Jakob Gapp
  • Religion.orf.at: OÖ: Gedenken an seligen NS-Märtyrer P. Jakob Gapp
  • heiligenlexikon.de: Jakob Gapp
  • Zenit.org: Pater Jakob Gapp (1897-1943) – Ein unbequemer Mahner
  • basics-media.at: Jakob-Gapp-Preis

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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